Welche Sprache spricht das Unbewußte ?

Seminar 2011-2012

Ein Vorschlag von Michèle Jung für eine Arbeitsgruppe
(Die Praxis der deutschen Sprache ist unerlässlich)

Die Ichspaltung

Die Ichspaltung - photo Anna David

« Eine Übersetzung, die wortwörtlich ist, bleibt leblos…» schrieb Jacques Hassoun in L’exil de la langue.

Eine Sprache im Exil, eine verlorene Sprache, wie eine Mutter, wie ein Heimatland. Henri Bauchau hat eine Romanperson : Merence genennt. Dieses Wort ist aus « Mère » und «Absence» konstruiert, um die enge Verbindung des Fremden mit der Mutter zu betonen, sowohl seiner leiblichen Mutter als auch mit seinem Mutterland, seiner Heimat. Merence ist die imaginäre und schützende Gestalt der Kindheit, die « Sibylle », die durch ihre rätselhafte Sprache Schutz ist, diese Sprache, die vor allen späteren Anfechtungen schützt. Als ob die Gestalt der Mutter durch die Sprache nur entstellt werden kann.

Woher kommt es, dass sich das Vaterland : Mutter Heimat nennt ?

Hier, in Frankreich, wünschen deutschssprachige Patienten, ihre Psychoanalyse in deutscher Sprache zu machen. Aber warum hier, in Frankreich ? Weil sie hier wohnen, wenn sie im Ruhestand sind ? Wollen sie sich vom « Mutterland » entfernen, um sich besser‚ wieder der Muttersprache anzunähern. Indem wir dieses Nachdenken führen, werden wir nicht vergessen, dass Kleist in deutscher Sprache stotterte und nicht in Französisch.

Sich für dieses Durchqueren der Sprachen zu interessieren, um in die Arbeit einzutreten — die Arbeit des Realen, die das Subjekt in der ganzen Dichte seiner Geschichte befragt…

Dieses Seminar findet jeden dritten Montag im Monat
bei Michèle Jung in Avignon (Frankreich)
statt.

Erste Sitzung am Montag 16. Januar 2012 um 20 Uhr

Contact : Michèle Jung
06 82 57 36 68 – michele.jung@kleist.fr

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6 Arbeitsitzungen/Januar-Juni

Zusammenfassung

Dieses Jahr wollten wir an den Motivationen arbeiten, die unsere deutschen Patienten dazu bewegen, in Frankreich eine Psychoanalyse in ihrer Muttersprache zu beginnen.

Die erste Frage war : Warum mussten sie sich vom « Mutterland » zurückziehen, um sich ihrer Muttersprache wieder anzunähern ? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, haben wir zunächst die beiden Sprachen, die deutsche und die französische, durchforscht – eine nötige Vorleistung, um in die Arbeit der Psychoanalyse einzutreten, anders gesagt in die Arbeit mit dem Realen, die das Subjekt in der ganzen Dichte seiner Geschichte hinterfragt…

In diesem besonderen Zwischenraum, der Schwelle, der ungleich gewichteten Identität, der mehr oder weniger genehmigten Entfernung von der Muttersprache, haben wir bemerkt, dass das Subjekt die Erscheinungsform seines Symptoms ändern kann, und dies ohne es zu verschieben. Der Abstand zwischen den Sprachen regt den Gedanken an, löst das Nachdenken aus, öffnet neue Perspektiven, das heißt : eine Stellvertreterarbeit zwischen lalangue1des Exils und lalangue der Mutter. Radu Turcanu sagt über Cioran : « Es handelt sich darum, (…) den Genuss, also den Schmerz leichter zu machen, den das Subjekt in dieser Muttersprache erlitt ».

Erinnern wir uns daran, was Lacan seit dem Seminar « Encore », 1972, schreibt : « das Unbewußte ist als eine Sprache strukturiert » (siehe unsere Synthese von Januar bis Juni 2007). In diesem Seminar spricht er von lalangue. Lalangue ist die Muttersprache, die Sprache, die vom Kleinkind gesprochen und gehört wird, die Sprache der Affekte, in der das Symptom eingebettet ist. Die Sprache, die eine wesentliche Rolle für den Aufbau des Unbewussten spielt.

Im nächsten Jahr möchten wir die Untersuchungen zu der lalangue Freuds wieder aufnehmen, die wir vor einigen Jahren begonnen haben. Er sagte von sich selbst, er sei ein « entwurzelter Intellektueller», auf der heftigen Suche nach einer Sprache, die er nicht kannte : er hat Freiberg (in Mähren) mit 3 Jahren verlassen, um in Wien zu leben …

Bibliographie

  • Jacques Hassoun : « L’exil de la langue ». Point. Hors Ligne, Paris, 1993.
  • Colette Solers. L’énigme du savoir. PUF, 2011.
  • Bernard Hoepffner. L’exil de la langue.
  • Jacques Derrida, Catherine Malabou. La contre-allée, Voyager avec Jacques Derrida. Essai, 1999.
  • La parole et l’écrit dans la psychanalyse. Champ lacanien. Revue de psychanalyse N° 10, page 118.
  • Jacques Lacan. Encore Séminaire Livre XX. Seuil.

 

Michèle Jung
Avignon décembre 2012

1Concept lacanien

Psychoanalytisches Seminar, Saison 2008-2009

"Aura", Skulptur von Erwin C. Klinzer

Ein Vorschlag von Michèle JUNG für eine Arbeitsgruppe

Version française

Im Jahre 2006 haben wir diesen Aphorismus von Lacan in Deutsch übersetzen wollen : « L’inconscient est structuré comme un langage ». Aus einer gemeinsamen Überlegung heraus haben wir uns entschieden, « comme » mit « als » und nicht mit « wie » zu übersetzen. « Comme » war das Wort, das in Frage gestellt war.

Im Jahre 2007 haben die Beiträge eines jeden unsere Aufmerksamkeit auf das Wort «inconscient » umgelenkt. Und — an diesem Platz des Aphorismus — hat sich der Begriff « préconscient » aufgedrängt, und wir haben im Jahre 2008 nur mit diesem Begriff gearbeitet.

Im Kapitel « Die Vieldeutigkeit des Unbewußten und der topische Gesichtpunkt » von Zur Technik der Psychoanalyse und zur Metapsychologie, haben wir eine befriedigende Definition des « Vorbewußten » (für heute) akzeptiert. Sie war von Freud selbst gegeben.

Ab Januar 2009 werden wir unsere Lektüre ab dem VI. Kapitel : « Der Verkehr der beiden Systeme » wiederaufnehmen.

Dieses Seminar findet jeden dritten Montag im Monat bei Michèle Jung in Avignon (Frankreich) statt.

Erste Sitzung am Montag 19. Januar 2009 um 20 Uhr.

Contact : Michèle Jung – 06 82 57 36 68 – michele.jung@kleist.fr

Wir werden mit den folgenden Texten arbeiten :

  • Zur Technik der Psychoanalyse und zur Metapsychologie. Internationaler Psychoanalytischer Verlag. Leipzig, Wien, Zürich, 1924. 275 pages.
  • Aus den Anfängen der Psychoanalyse. Brief an Wilhelm Fließ, du 6 décembre 1896.
  • Und andere…

Zusammenfassung – Seminar 2009

6 Arbeitsitzungen/Januar-Juni

Wie bei der Vorstellung unseres für das Jahr 2009 vorgesehenen Seminars angekündigt, haben wir – um der Sprache Freuds so nah wie möglich zu bleiben – weiter an der Differenzierung zwischen dem Vorbewußten und dem Unbewußten gearbeitet. Es blieb noch das letzte Kapitel von Zur Technik der Psychoanalyse und zur Metapsychologie zu lesen und zu kommentieren, nämlich Kapitel VII: « Die Agnosierung des Unbewußten ».

Die Einführung der Begriffe « Sachvorstellung oder Dingvorstellung », und « Wortvorstellung » hat uns ermöglicht zu verstehen, wodurch sich eine bewußte Vorstellung von einer unbewußten unterscheidet. « Die beiden sind nicht, schreibt Freud, wie wir gemeint haben, verschiedene Niederschriften desselben Inhaltes an verschiedenen psychischen Orten, auch nicht verschiedene funktionnelle Besetzungszustände an demselben Orte, sondern die bewußte Vorstellung umfaßt die Sachvorstellung plus der zugehörigen Wortvorstellung allein ».

Und dann… ganz natürlich, ganz einfach, « das System Vbw entsteht, indem diese Sachvorstellung durch die verknüpfung mit den ihr entsprechenden Wortvorstellungen übersetzt wird. Solche Überbesetzungen, können wir vermuten, sind es, welche eine höhere psychische Organisation herbeiführen und die Allösung des Primärvorganges durch den im Vbw herrschenden Sekundärvorgang ermöglichen. (…) Die nicht in Worte gefaßte Vorstellung oder der nicht übersetzte psychische Akt bleibt dann im Ubw als verdrängt zurück ».

Um dieses Thema endgültig abzuschließen, können wir sagen : wenn « das Unbewußte als (eine) Sprache struktuiert ist », handelt es sicher um das beschreibende Unbewußte — welches das Vorbewußte mit umfaßt — und nicht um das verdrängte Unbewußte.

Freud parodierend, würde ich sagen : « Wenn wir wirklich das Ubw agnosiert und den Unterschied einer unbewußten Vorstellung von einer vorbewußten richtig bestimmt haben, so werden unsere Untersuchungen… » dieses Jahres nicht vergeblich gewesen sein.

Michèle Jung

Avignon, le 20 décembre 2009

Wie kann man auf Deutsch übersetzen : « L’inconscient est structuré comme un langage »

Photo : Philippe Asselin

Psychoanalytisches Seminar, saison 2006 – 2007
Ein Vorschlag von Michèle JUNG für eine Arbeitsgruppe

Version française

In “ L’étourdit ” (Autres écrits, Seuil 2001, p449-495), sagt Jacques Lacan :

L’inconscient est structuré comme un langage ”,

Im Laufe unseres Seminars 2006-2007 haben wir diese Überlegung begonnen. Eine Synthese wurde auf diesem Link veröffentlicht hier.

Dieses Jahr, ausgehend von einem Brief Ricardo Avenburgs, geht diese Arbeit weiter. Ricardo Avenburg ist Psychoanalytiker in Buenos Aires, und Mitglied unserer Forschungsgruppe.

Dieses Seminar findet jeden zweiten Montag im Monat bei Michèle Jung in Lunel (Frankreich) statt.

Erste Sitzung am Montag 8. Januar 2007 um 20 Uhr
338 avenue Louis Abric 34400 Lunel (Frankreich)
Kontakt : Michèle Jung

Wir werden mit den folgenden Texten arbeiten :

  • Brief von Ricardo Avenburg, datiert vom 11. Januar 2006 (Er wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt).
  • Kapitel VII von : Die Traumdeutung. Sigmund Freud. Ed : Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 1991.
  • « L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud », in : Écrits, Seite 493.
  • « Le discours de Rome », 26 sept 1953. In : La Psychanalyse, 1956.
  • Und andere…

Synthèse der Arbeit von Januar bis Juni 2007

d.h. 6 Sitzungen

Wie geplant, haben wir über den Brief Ricardo Avenburgs vom 16. August 2006 und über seine e-mail vom 13. Dezember 2006 gearbeitet. In diesen beiden Texten kommentierte er den Text Hans Dieter Gondeks, über den wir letztes Jahr gearbeitet hatten.

Ausgehend von dieser Lektüre haben wir das Kapitel VII der Traumdeutung, « L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud »[1], « Le discours de Rome » vom 26. September 1953[2], und die Sitzung des 10. Februar 1971 im Seminar XVIII : D’un discours qui ne serait pas du semblant wiedergelesen.

In « L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud » schrieb Jacques Lacan : « Unser Titel läßt hören, daß jenseits von dem was gesagt wird, es die ganze Struktur der Sprache ist, welche die psychoanalytische Erfahrung im Unbewußten entdeckt. »[3]

Im Jahr vor der Veröffentlichung des L’étourdit d-i-t. D-I-T, hält Lacan sein Seminar : D’un discours qui ne serait pas du semblant. Am 10. Februar sagt er : « (…) Bleibt die Tatsache, daß, wenn ich Bescheid weiß, ich gleichzeitig sagen muß, daß ich nicht weiß, was ich sage. Ich weiß, was ich sage, andersgesagt : es ist das, was ich nicht sagen will. Das ist das Datum, das Datum, das folgendes zeigt : daß es Freud gibt, und daß er das Unbewußte eingeführt hat. (…) Hier ist das, was ich neu einfüge, was ich Freud hinzufüge, selbst wenn es bei Freud schon da ist, offenkundig, weil was auch immer er vom Unbewußtsein aufzeigt, es ist nur Sprachstoff. Ich füge hinzu, daß das Unbewußtsein als eine Sprache strukturiert ist. Welche ? Na, genau, suchen Sie sie, das ist französisch, chinesisch, was ich mit Ihnen sprechen werde. (…) Es leuchtet ein, daß ich — auf einem gewissen Niveau — Bitterkeit verursache, besonders auf Seiten der Linguisten, (…) denn, ich will es Ihnen sagen : ich pfeife auf die Linguistik ! Was mich direkt interessiert, ist die Sprache, weil ich denke, daß ich es damit zu tun habe, wenn ich eine Psychoanalyse machen muß. »

Was ich in Fettdruck hervorhebe (und besonders das : « Welche ? »), hat uns im Lauf dieser Sitzungen ziemlich beschäftigt… deren Bericht den Mitgliedern unserer Gruppe geschickt wurde. Hier möchte ich nur sagen, daß wir das Konzept « des Vorbewußten» dem « des Unbewußten» vorgezogen haben. Lacan möge uns das verzeihen.

Einige Sätze weiter sagt Lacan noch : « Also, daß es eine Sprache gibt, in der man dafür WEI sagt (…). WEI im Sinne « als » benutzt, das bedeutet « als », das heißt, daß es als Konjonktion dient, um eine Metapher zu machen. Oder anders gesagt, das bedeutet : « Im Sinne dessen, daß es sich auf eine solche Sache bezieht »[4] — wir sind noch mehr in der Metapher ! — In diesem Sinne, daß es sich auf eine solche Sache bezieht, das bedeutet genau, daß es nichts davon ist, weil man sich wohl oder übel darauf beziehen muß. Ich meine, eine Sache bezieht sich auf eine andere ».

Für die deutsche Übersetzung hat sich « als » und nicht « wie » durchgesetzt.

Und, um diesen kurzen Bericht zu beenden, werde ich noch einmal Ricardo Avenburg zitieren : « Zusammenfassend gibt es viele Arten von Unbewußtem, viele Systeme von « unbewussten Erinnerungen », und viele Sprachsysteme in Bezug auf den Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung. Statt « das Unbewußtsein ist als eine Sprache strukturiert », ziehe ich vor : « Der psychische Apparat wird durch die Strukturierung verschiedenen Sprachniveaus und seine teilweise De-strukturierung durch die Verdrängung gebildet ».

Michèle Jung, Avignon, novembre 2007


[1] Jacques Lacan. Écrits. Éditions du Seuil, Paris, 1966, page 493.

[2] Jacques Lacan.

[3] Seite 495.

[4] Wir denken an : « als ».

Wie kann man auf Deutsch übersetzen : « L’inconscient est structuré comme un langage » (Jacques LACAN – L’étourdi)

Photo : Philippe Asselin

Psychoanalytisches Seminar 2005 – 2006
Ein Vorschlag von Michèle JUNG für eine Arbeitsgruppe

Version française

In “ L’étourdit ” (Autres écrits, Seuil 2001, p449-495), sagt Jacques Lacan :

L’inconscient est structuré comme un langage ”,

Wie kann man diesen satz auf Deutsch ûbersetzen ?

Das Bindewort (die Konjonktion oder das Adverb) “ comme ” stellt ein Problem dar, weil man es mit “ wie ” oder mit “ als ” übersetzen kann. Und dem gemäß… ist die Bedeutung nicht dieselbe ! Dieses Jahr will ich in meinem Seminar diese Arbeit unternehmen — um dem Stil und der Absicht Lacans möglichst treu zu bleiben, wenn er diesen Satz äußert.

Erste Sitzung am Montag 9. Januar 2006 um 20 Uhr

338, avenue Louis Abric – 34400 Lunel (Frankreich)

Wir werden mit den folgenden Texten arbeiten :

  • “ L’Étourdit ” 1972, in : Scilicet 4, Le Seuil 1973, ou in : Jacques Lacan. Autres écrits, page 449.*
  • “ Fonction et champ de la parole et du langage en psychanalyse ” 1953, in : Écrits, page 237.
  • “ Position de l’inconscient ” 1960, in : Écrits, page 829
  • “ L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud ” 1957, in : Écrits, page 493
  • “ Die Sprache und das Ding, Freud und Lacan ”. Hans-Dieter Gondek.
  • Und anderen …

Synthese der Arbeit

von Januar bis Juni 2006, das heißt 6 Sitzungen

Folgende Personen haben ihre Betrachtungen mitgebracht : Ricardo Avenburg, Psychoanalytiker (Buenos Aires) ; Jean-Pierre Bourgeron, Psychoanalytiker (Paris) ; Michel Luciani, Professor-Agrégé für Deutsch (Paris) ; August Ruhs, Mitbegründer der « Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule » (Vienne).

Zuerst haben wir über einen Text gearbeitet, den uns August Ruhs geschickt hat : « Die Sprache und das Ding » von Hans-Dieter Gondek[1]. Die Seiten 12 und 13 stellen die Frage der Übersetzung : wie könnte man in diesem Satz von Lacan das Wort « comme » übersetzen ? Mit « wie, oder mit « als » ?

Wenn Dieter Gondek sagt : « Und die Unterscheidung von Wortvorstellung und Sachvorstellung mit all ihren Implikationen erweckt unmittelbar den Eindruck, daß für Freud das Vorbewußte und das Bewußtsein sprachlich, das Unbewußte dagegen nicht-sprachlich seien, was ja wohl der vielzitierten These Lacans, das UnbewuBte sei struktuiert wie eine Sprache, widersprechen dürfte». So stimmt seine Bemerkung mit dem Text von Jean-Pierre Bourgeron überein. Jean-Pierre Bourgeron schreibt mir : « Ich glaube nicht, daß das Unbewußte wie eine Sprache struktuiert ist. Lacan hat immer das Unbewußte und das Vorbewußte verwechselt. Es gab eine Zeit, wo ich mit Logikern gearbeitet habe, um herauszufinden, ob ein formelles System existiert, um die unbewußten Mechanismen zu bestimmen. Nach jahrelanger Forschung sind wir zum Schluß gekommen, daß kein logisches System über das System des Unbewußten Rechenschaft ablegen konnte. Die Mechanismen des Ich, die teilweise unbewußt sind, können mit Mechanismen der Sprache verglichen werden ; was aber das Unbewußte betrifft, so ist dies ein melting pot, wo alles möglich ist, folglich ohne Struktur ».

Dies stimmt auch damit überein, was Ricardo Avenburg in seinem Brief vom 11. Januar 2006 ausführt. Zuerst analysiert er unseren Vorschlag mit einer sehr feinen Betrachtung der Möglichkeit oder Unmöglichkeit « wie » oder « als » in der Sprache zu benutzen. Dann stellt er eine grundsetzliche Frage : « Von welchem Unbewußten spricht man hier ? Vom verdrängten (dynamischen) Unbewußten ? Vom « sistémique » Unbewußten ? (das eigentliche Unbewußte) ? Ich stelle mir vor, daß es sich nicht um das beschreibende Unbewußte handelt, das das Vorbewußte mit umfasst… Eine prächtige argumentierte Analyse, die ihn zu dieser Synthese führt: « Das Unbewußte ist wie eine Sprache strukturiert », sagt Lacan ; ich sage lieber : « Der psychische Apparat wird durch die Strukturierung verschiedener Sprachniveaus und seine teilweise Destrukturierung mittels Verdrängung gebildet. »

Michel Luciani, stellt diese Übersetzung von Renate Weberberger vor : « Das Unbewusste ist strukturiert wie eine Sprache » und die seinige : « Das Unbewusste hat die Struktur einer Sprache ». Er fügt hinzu: « So vermeiden wir die Qual der Wahl, nämlich das Problem der Unterscheidung zwischen « als » und « wie », wobei, wie mir scheint, der Inhalt doch eigentlich korrekt wiedergegeben wird. Ich bin mir darüber im klaren, dass das Wort « structuré » raffinierter als durch « Struktur » übersetzt werden kann. So mag dieser Übersetzungsvorschlag als erster Ansatz/Versuch angesehen werden. »

Warum nicht. Wir wollen die Schwierigkeiten aber nicht umgehen. Wir denken, daß diese Suche nach der passenden Übersetzung — durch die Überlegung, die Lektüre und den Austausch, die sie uns abverlangt — uns erlaubt, dem Gedanken Lacans am nächsten zu sein, wenn er diesen Satz ausspricht.

Am Ende dieses Studienjahres werden wir uns damit begnügen, was Lacan selbst über seine Äußerung gesagt hat : « Mein Sagen, daß « l’inconscient est structuré comme un langage » liegt nicht in dem Bereich der Linguistik. Es ist eine offene Tür auf das hin, was Sie in der nächsten Nummer meiner gut bekannten Nicht-Zeitschrift L’Étourdit — d,i,t — lesen können. Eine offene Tür für diesen Satz, den ich letztes Jahr mehrmals an die Tafel geschrieben habe, ohne ihm eine Erklärung zu geben — was man sagt, bleibt vergessen hinter dem, was gesagt wird, in dem was man hört.

Dies wird für dieses Jahr genügen. Das nächste Jahr planen wir, auf der Basis des Briefs von Ricardo Avenburg und von ihm empfehlenen Lektüre, weitergehen.

Wenn Sie gerne an dieser Arbeit teilnehmen, andere Vorschläge machen, oder einfach reagieren wollen… Das Seminar wird im Januar 2007 weitergehen, in Lunel (Frankreich). Bitte sagen Sie nicht: Oh ! Das ist in der Provinz! Nein, es ist in der Region! In der Région Languedoc-Roussillon…

Michèle Jung

Lunel le 1er octobre 2006


[1] Gondek ist eine der wichtigsten Lacan-Übersetzer derzeit.

Comment traduire en Allemand : « L’inconscient est structuré comme un langage » (Jacques LACAN – L’étourdit)

Jacques Lacan

Séminaire à Lunel 2005 – 2006

Deutsche Übersetzung

Annonce

 

Dans “ L’étourdit ” (Autres écrits, Seuil 2001, p449-495), Jacques Lacan dit :

L’inconscient est structuré comme un langage ”,

Comment traduire cette phrase en allemand ?

C’est le mot “ comme ” qui fait problème car on peut le traduire soit par “ wie ”, soit par “ als ” et, selon… cela prend un relief différent ! Je souhaite, pour tenter d’être au plus près du style et de la pensée de Lacan lorsqu’il prononce cette phrase, entamer ce travail de réflexion cette année dans mon séminaire.

Il a lieu le 2e lundi du mois chez Michèle Jung, à LUNEL (Hérault), 338 avenue Louis Abric, à 18, 20 ou 21 heures (à définir avec les participants).

Première séance le lundi 9 janvier 2006 à 20 heures

Le travail se fera à partir des textes suivants :

  • “ L’Étourdit ” 1972, in : Scilicet 4, Le Seuil 1973, ou in : Jacques Lacan. Autres écrits, page 449.*
  • “ Fonction et champ de la parole et du langage en psychanalyse ” 1953, in : Écrits, page 237.
  • “ Position de l’inconscient ” 1960, in : Écrits, page 829
  • “ L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud ” 1957, in : Écrits, page 493
  • “ Die Sprache und das Ding, Freud und Lacan ”. Hans-Dieter Gondek.

Synthèse du travail effectué

de janvier à Juin 2006, 6 séances

Ont apporté leur réflexion : Ricardo Avenburg, Psychanalyste (Buenos Aires) ; Jean-Pierre Bourgeron, psychanalyste (Paris) ; Michel Luciani, Professeur agrégé d’allemand (Paris) ; Univ.-Prof. Dr. August Ruhs, Co-fondateur du « Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule » (Vienne).

Nous avons d’abord travaillé à la traduction d’un texte envoyé par August Ruhs : « Die Sprache und das Ding » de Hans-Dieter Gondek[1]. Les pages 12 et 13 posent la question de la traduction du « comme » de cette phrase par « wie » ou par « als ».

Quand Hans-Dieter Gondek écrit : « Und die Unterscheidung von Wortvorstellung und Sachvorstellung mit all ihren Implikationen erweckt unmittelbar den Eindruck, daß für Freud das Vorbewußte und das Bewußtsein sprachlich, das Unbewußte dagegen nicht-sprachlich seien, was ja wohl der vielzitierten These Lacans, das UnbewuBte sei struktuiert wie eine Sprache, widersprechen dürfte»[2], sa remarque rejoint celle de Jean-Pierre Bourgeron qui nous écrit : « Je ne crois pas que l’inconscient soit structuré comme un langage. Lacan a toujours confondu inconscient et préconscient. Il fut un temps où j’ai travaillé avec des logiciens pour essayer de voir s’il y avait un système formel pour définir les mécanismes inconscients. Après des années de recherche, nous en avons conclu qu’aucun système logique ne pouvait rendre compte du système inconscient. Les mécanismes du moi, en partie inconscients, peuvent être comparés à des mécanismes du langage, mais, quant à l’inconscient, c’est un melting-pot où tout est possible, donc sans structure ».

Elle rejoint aussi ce que Ricardo Avenburg expose dans son courrier du 11 janvier 2006. Il analyse d’abord notre proposition par une approche très fine des possibilités ou des impossibilités d’utiliser « wie » ou « als » dans la langue. Il pose une question fondamentale : « De quel insconscient parle-t-on ici ? De l’inconscient dynamique (refoulé) ? De l’inconscient systémique (l’inconscient proprement dit, qui dépend de la structure) ? J’imagine qu’il ne s’agit pas de l’inconscient descriptif qui comprend le préconscient… » Superbe analyse argumentée qui le mène à cette synthèse : « L’inconscient est structuré comme un langage », moi, je préfère dire : « L’appareil psychique est constitué par la structuration de divers niveaux de langages et sa partielle déstructuration par le refoulement. »

Michel Luciani, propose cette traduction de Renate Weberberger : « Das Unbewusste ist strukturiert wie eine Sprache », et la sienne : « Das Unbewusste hat die Struktur einer Sprache ». Il ajoute : « Ainsi, nous évitons le problème du choix, et plus précisément le problème de la distinction entre « als » et « wie » tout en traduisant le contenu — me semble-t-il — de façon correcte. Naturellement, il est clair que le mot structuré est plus raffiné que structure. Cette proposition de traduction est à considérer comme une première tentative.

Bien sûr. Mais nous ne cherchons pas à éluder la difficulté. Nous souhaitons que cette recherche de traduction — par la réflexion, les lectures, les échanges qu’elle impose — nous permette de nous approcher au plus près de la pensée de Lacan quand il prononce cette phrase.

En cette fin d’année universitaire, nous allons nous contenter de ce que Lacan dit lui-même de son propos : « Mon dire que l’inconscient est structuré comme un langage, n’est pas du champ de la linguistique. C’est une porte ouverte sur ce que vous verrez commenter dans le texte qui paraîtra dans le prochain numéro de mon bien connu apériodique sous le titre L’Étourdit — d,i,t — une porte ouverte sur cette phrase que j’ai l’année dernière à plusieurs reprises, écrite au tableau sans jamais lui donner de développement — Qu’on dise reste oublié derrière ce qui se dit dans ce qui s’entend »[3].

Ce sera tout pour cette année. L’an prochain, nous projetons de travailler sur la lettre de Ricardo Avenburg et les lectures qu’il conseille.

Si vous souhaitez vous associer à ce travail, ou faire d’autres propositions, ou simplement réagir… Le Séminaire reprendra en janvier 2007, à Lunel (34) et ne dites pas : Oh ! C’est en province ! Non, c’est en Région ! Le Languedoc-Roussillon…

Michèle Jung

Lunel, le 1er octobre 2006


[1] Gondek est le traducteur (le plus reconnu) de Lacan en allemand.

[2] Et la distinction entre Wortvorstellung et Sachvorstellung fait naître l’idée que, pour Freud, le préconscient et le conscient seraient langagiers, que l’inconscient — par contre — ne le serait pas. Ce qui viendrait contredire la thèse de Lacan souvent citée : « L’inconscient est structuré comme un langage » (page 12).

[3] Jacques Lacan. Encore. Le Séminaire, livre XX. Page 20.