Psychoanalytisches Seminar, saison 2006 – 2007
Ein Vorschlag von Michèle JUNG für eine Arbeitsgruppe
In “ L’étourdit ” (Autres écrits, Seuil 2001, p449-495), sagt Jacques Lacan :
“ L’inconscient est structuré comme un langage ”,
Im Laufe unseres Seminars 2006-2007 haben wir diese Überlegung begonnen. Eine Synthese wurde auf diesem Link veröffentlicht hier.
Dieses Jahr, ausgehend von einem Brief Ricardo Avenburgs, geht diese Arbeit weiter. Ricardo Avenburg ist Psychoanalytiker in Buenos Aires, und Mitglied unserer Forschungsgruppe.
Dieses Seminar findet jeden zweiten Montag im Monat bei Michèle Jung in Lunel (Frankreich) statt.
Erste Sitzung am Montag 8. Januar 2007 um 20 Uhr
338 avenue Louis Abric 34400 Lunel (Frankreich)
Kontakt : Michèle Jung
Wir werden mit den folgenden Texten arbeiten :
- Brief von Ricardo Avenburg, datiert vom 11. Januar 2006 (Er wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt).
- Kapitel VII von : Die Traumdeutung. Sigmund Freud. Ed : Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 1991.
- « L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud », in : Écrits, Seite 493.
- « Le discours de Rome », 26 sept 1953. In : La Psychanalyse, 1956.
- Und andere…
Synthèse der Arbeit von Januar bis Juni 2007
d.h. 6 Sitzungen
Wie geplant, haben wir über den Brief Ricardo Avenburgs vom 16. August 2006 und über seine e-mail vom 13. Dezember 2006 gearbeitet. In diesen beiden Texten kommentierte er den Text Hans Dieter Gondeks, über den wir letztes Jahr gearbeitet hatten.
Ausgehend von dieser Lektüre haben wir das Kapitel VII der Traumdeutung, « L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud »[1], « Le discours de Rome » vom 26. September 1953[2], und die Sitzung des 10. Februar 1971 im Seminar XVIII : D’un discours qui ne serait pas du semblant wiedergelesen.
In « L’instance de la lettre dans l’inconscient ou la raison depuis Freud » schrieb Jacques Lacan : « Unser Titel läßt hören, daß jenseits von dem was gesagt wird, es die ganze Struktur der Sprache ist, welche die psychoanalytische Erfahrung im Unbewußten entdeckt. »[3]
Im Jahr vor der Veröffentlichung des L’étourdit d-i-t. D-I-T, hält Lacan sein Seminar : D’un discours qui ne serait pas du semblant. Am 10. Februar sagt er : « (…) Bleibt die Tatsache, daß, wenn ich Bescheid weiß, ich gleichzeitig sagen muß, daß ich nicht weiß, was ich sage. Ich weiß, was ich sage, andersgesagt : es ist das, was ich nicht sagen will. Das ist das Datum, das Datum, das folgendes zeigt : daß es Freud gibt, und daß er das Unbewußte eingeführt hat. (…) Hier ist das, was ich neu einfüge, was ich Freud hinzufüge, selbst wenn es bei Freud schon da ist, offenkundig, weil was auch immer er vom Unbewußtsein aufzeigt, es ist nur Sprachstoff. Ich füge hinzu, daß das Unbewußtsein als eine Sprache strukturiert ist. Welche ? Na, genau, suchen Sie sie, das ist französisch, chinesisch, was ich mit Ihnen sprechen werde. (…) Es leuchtet ein, daß ich — auf einem gewissen Niveau — Bitterkeit verursache, besonders auf Seiten der Linguisten, (…) denn, ich will es Ihnen sagen : ich pfeife auf die Linguistik ! Was mich direkt interessiert, ist die Sprache, weil ich denke, daß ich es damit zu tun habe, wenn ich eine Psychoanalyse machen muß. »
Was ich in Fettdruck hervorhebe (und besonders das : « Welche ? »), hat uns im Lauf dieser Sitzungen ziemlich beschäftigt… deren Bericht den Mitgliedern unserer Gruppe geschickt wurde. Hier möchte ich nur sagen, daß wir das Konzept « des Vorbewußten» dem « des Unbewußten» vorgezogen haben. Lacan möge uns das verzeihen.
Einige Sätze weiter sagt Lacan noch : « Also, daß es eine Sprache gibt, in der man dafür WEI sagt (…). WEI im Sinne « als » benutzt, das bedeutet « als », das heißt, daß es als Konjonktion dient, um eine Metapher zu machen. Oder anders gesagt, das bedeutet : « Im Sinne dessen, daß es sich auf eine solche Sache bezieht »[4] — wir sind noch mehr in der Metapher ! — In diesem Sinne, daß es sich auf eine solche Sache bezieht, das bedeutet genau, daß es nichts davon ist, weil man sich wohl oder übel darauf beziehen muß. Ich meine, eine Sache bezieht sich auf eine andere ».
Für die deutsche Übersetzung hat sich « als » und nicht « wie » durchgesetzt.
Und, um diesen kurzen Bericht zu beenden, werde ich noch einmal Ricardo Avenburg zitieren : « Zusammenfassend gibt es viele Arten von Unbewußtem, viele Systeme von « unbewussten Erinnerungen », und viele Sprachsysteme in Bezug auf den Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung. Statt « das Unbewußtsein ist als eine Sprache strukturiert », ziehe ich vor : « Der psychische Apparat wird durch die Strukturierung verschiedenen Sprachniveaus und seine teilweise De-strukturierung durch die Verdrängung gebildet ».
Michèle Jung, Avignon, novembre 2007
[1] Jacques Lacan. Écrits. Éditions du Seuil, Paris, 1966, page 493.
[2] Jacques Lacan.
[3] Seite 495.
[4] Wir denken an : « als ».